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Nun darf ich Lehrer sein

Dieser Satz geht mir ziemlich unter die Haut.

 

Am Anfang unserer gemeinsamen Reise mit diesen beiden auf dem Bild, sollte ich lediglich ein klärendes Tiergespräch führen. Es warteten auf mich ein Pferd, welches durch beißen schwerwiegende Verletzungen beim Menschen verursacht hat und scheinbar unberechenbar im Stall ist und ein Menschenkind samt Familie, welche nicht weiter wussten.

 

Das Tiergespräch öffnete allen die Augen und zeigte auch mir einmal mehr, was die Sportart Reiten den Pferden antut, wenn der Mensch schamlos einfach "macht".

Schon alleine das Gespräch konnte eine Veränderung bewirken, doch wir überlegten uns, einfach eine Weile gemeinsam, Seite an Seite, weiter zu gehen. Ideal um zwischen beiden Seiten vermitteln, Impulse zu geben und mehr Verständnis zu ermöglichen. So bin ich jetzt doch schon eine wunderschöne Zeitlang an der Seite von diesen Mädels.

 

Im Coaching schauten wir uns als erstes die Herausforderungen im Stall an, welche am Anfang einfach am gravierendsten waren. Folgend von Einheiten auf dem Reitplatz. Immer wieder habe ich von der Stute gehört das der Mensch nichts gutes im Schilde führt. Sie hatte schon doofe Erfahrungen gemacht, warum soll es hier bei diesem Menschenkind anders sein? Die Box ist eigentlich ihr Wohnzimmer, doch niemand respektierte das beim Vorbesitzer. Der Reitplatz ist nur zum arbeiten, mallochen und schuften von Seiten des Pferdes vorhanden, so beim Vorbesitzer. Das ist hier doch bestimmt gleich. Sie durfte nie was "sagen", sonst wurde sie bezwungen.

Dieses "Programm" oder auch nenne ich es manchmal "Automatismus" war fest in der Stute eingebrannt. Sah sie den Reitplatz, dachte sie nur daran das sie machen und tuen musste.

 

Was dieses wundervolle Menschenkind mit seiner Stute in der Zeit wie ich da bin, für eine Entwicklung gemacht haben, ist wundervoll, inspirierend und machen mich emotional. Ich bin so stolz auf die Mädels.

Von "ich muss" ist jetzt ein "ich kann, darf, möchte und kann ich?" geworden. Von beiden Seiten. Ein wahrhaftiges sehen.

 

Wenn ich jetzt zum Coaching komme bin ich mehr an den Rand gerückt. Die Stute sagt mir, das es Zeit ist, das sie dem Menschenkind zeigt, wie es geht. Ab und an darf ich dann auch mal eingreifen oder einen Impuls geben aber längst nicht mehr so viel wie am Anfang. Und das ist auch gut so.

 

Beim letzten Coaching sagte mir die Stute stolz:

"Mir fällt auf, ich darf nun Lehrer sein. Endlich.

Nun darf ich Lehrer sein.

Endlich darf ich sprechen & werde gehört.

Wow."

 

Ich habe das schon früher erkannt aber die Stute hat es nun das allererste mal ausgesprochen. Und dabei gab sie mir soo ein Gefühl des Glücks und des abfallen von Ballast. Sie darf nun vom drangsalierten Westernpferd welches "machen" musste, ein Lehrer für's Leben sein und seinem Menschenkind alles Wichtige lehren. Über Pferde wie auch über das Leben.

 

Was für eine Veränderung, die natürlich nicht nur seelisch sondern auch im Verhalten erkennbar ist. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum es mir so unter die Haut geht.

 

Das ist es doch was eine Beziehung ermöglichen soll - Ehrliche Entfaltung für beide Seiten - und diese beiden Mädels entfalten sich so großartig, das alle Zweifel die mal da waren, alle Vorurteile die mal da waren, nun gehen dürfen.

 

Ich hoffe das unser Seite an Seite gehen noch lange anhält, auch wenn ich weniger agieren soll.

Es ist echt unbeschreiblich was Pferde aushalten und auf sich nehmen können.

 

Doch sollten sie es nicht unfreiwillig müssen nur um einer Sportart gerecht zu werden oder ihrem Menschen.

 

Ich bin soo stolz auf euch H. & G. ❤️

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